Stadtentwicklung, Bauen, Wohnen

 

Die Wohn­si­tua­tion in Hamburg ist trotz ehr­gei­zi­gen Woh­nungs­baus sehr ange­spannt. 

Viele Men­schen benö­ti­gen Unter­stüt­zung, um Woh­nun­gen zu finden und um die hohen Mieten zu bezah­len. 

Das bestehende Konzept, der auf Zeit sub­ven­tio­nier­ten Sozi­al­woh­nun­gen im Besitz pri­va­ter Inves­to­ren, bildet in Deutsch­land einen Son­der­fall und bietet keine lang­fris­tige Lösung. 

Bau­grund wird in den kom­men­den Jahren rarer und wei­ter­hin werden mehr Woh­nun­gen aus der För­de­rung fallen als neue gebaut werden. Die Bedürf­tig­keit der Mieter wird ledig­lich einmal beim Einzug geprüft, so dass viele Sozi­al­woh­nun­gen durch Fehl­be­le­gun­gen blo­ckiert sind und tat­säch­lich Bedürf­ti­gen nicht mehr zur Ver­fü­gung stehen.

Wir wollen von dem System der befris­te­ten Sozi­al­woh­nun­gen weg­kom­men, hin zu einer  fle­xi­blen, nach­hal­ti­gen Nutzung von Bestands­im­mo­bi­lien, die Sozi­al­woh­nun­gen bereit­hal­ten. 

Maß­nah­men und Leitlinien:

Die Fehl­be­le­gungs­ab­gabe

Um den Her­aus­for­de­run­gen zeitnah zu begeg­nen, fordern wir in einem ersten Schritt, sicher­zu­stel­len, dass bestehende Sozi­al­woh­nun­gen tat­säch­lich auch den Bedürf­ti­gen zuste­hen. Wir befür­wor­ten daher die Ein­füh­rung einer mode­ra­ten Fehl­be­le­gungs­ab­gabe. Die Abgabe kann ver­wen­det werden, um sozia­len Woh­nungs­bau in der Stadt zu fördern. Niemand wird dadurch aus seiner Wohnung ver­trie­ben aber es ist nur fair, eine Leis­tung nicht länger in Anspruch zu nehmen, auf die man auf­grund seiner finan­zi­el­len Lage keinen Anspruch mehr hat.

Gemein­wohl­ori­en­tierte Ver­mie­ter stärken

Woh­nungs­bau­ge­nos­sen­schaf­ten oder ähnlich orga­ni­sierte Ver­mie­ter sind ein wich­ti­ger Bau­stein auf dem Ham­bur­ger Woh­nungs­markt. Sie sollten daher von der Freien und Han­se­stadt Hamburg ent­spre­chend geför­dert werden.

Hamburg hat mit 30 Woh­nungs­bau­ge­nos­sen­schaf­ten und bislang einem kom­mu­na­len Woh­nungs­un­ter­neh­men, starke Akteure im non-profit-Bereich. Derzeit decken sie die 

Hälfte der Ham­bur­ger Miet­woh­nun­gen ab und haben einen ebenso großen Anteil an den jähr­li­chen Neubauten.

Wir setzen uns für die För­de­rung von Ham­burgs Woh­nungs­bau­ge­nos­sen­schaf­ten ein, die durch ihre Orga­ni­sa­ti­ons­form Wohn­raum unter­halb des Miet­spie­gels anbie­ten können. 

Wir befür­wor­ten die mit­ei­gen­tums­ähn­li­che Wohn­si­tua­tion durch die Teil­habe an Genos­sen­schaf­ten, die mit einem lebens­lan­gen Wohn­recht ver­knüpft ist und als Teil der Alters­vor­sorge betrach­tet werden kann.

Die Eigen­tums­quote erhöhen

Fami­lien nied­ri­ger bis mitt­le­rer Ein­kom­mens­klas­sen können in Hamburg kaum noch Wohn­ei­gen­tum begrün­den. Sie wohnen mehr­heit­lich zur Miete und sind stei­gen­den Mieten in beson­de­rem Maße aus­ge­setzt. 

Die Wohn­ei­gen­tums­quote liegt in Hamburg ledig­lich bei etwa 24 Prozent und damit deut­lich hinter anderen euro­päi­schen Groß­städ­ten wie Ams­ter­dam, London oder Bar­ce­lona (mit etwa 72 Prozent).

Wir wollen eine signi­fi­kante Stei­ge­rung der Wohn­ei­gen­tums­quote und emp­feh­len zunächst einen Ziel­wert von min­des­tens 30 Prozent anzustreben.

Wir SOZIALLIBERALEN wollen

  • Die Boden­po­li­tik des Senats muss über­dacht werden. Die der­zei­ti­gen Pla­nun­gen, Grund­stü­cke künftig aus­schließ­lich im Erb­bau­recht mit Ein­mal­zah­lung zu ver­ge­ben, wird dazu führen, dass Woh­nungs­bau­ge­nos­sen­schaf­ten auf städ­ti­schen Grund­stü­cken nicht mehr bauen können. Statt­des­sen sollten bei der Vergabe öffent­li­cher Grund­stü­cke ver­mehrt Woh­nungs­bau­ge­nos­sen­schaf­ten berück­sich­tigt werden.
  • Das System der Kon­zept­ver­ga­ben hat sich als unzu­rei­chend erwie­sen, da die Auswahl der Inves­to­ren nicht aus­schließ­lich an das beste Konzept geknüpft ist, sondern ein über­mä­ßi­ges Gewicht aus den gebo­te­nen Preis legt. Dadurch gewinnt in vielen Ver­ga­ben der meist­bie­tende, auch wenn das Konzept ins­ge­samt nicht das Beste für die Stadt war.
  • Hamburg soll sich beim Bund für die Über­ar­bei­tung der Anteils­quote bei den Share Deals ein­set­zen. Die von Inves­to­ren ver­ein­nahmte Grund­er­werbs­steuer, die diese mittels der Share Deal Praxis umgehen können, ist in die Schaf­fung städ­ti­schen sozia­len Woh­nungs­baus zu investieren.
  • Inves­to­ren haben sich, ins­be­son­dere nach dem Wegfall der Stell­platz­pflicht, ange­mes­sen an der Her­stel­lung der Infra­struk­tu­ren um ihre Immo­bi­lien zu betei­li­gen. Wurde damals die Stell­platz­ab­löse auch für die Ver­bes­se­rung der Rad­fah­r­in­fra­struk­tur ein­ge­setzt, ver­zich­tet die Stadt seinem auf diese Mittel zuguns­ten der Inves­to­ren. Für die Infra­struk­tu­ren kommt jetzt die öffent­li­che Hand auf. Sie bedeu­ten aber einen Wert­zu­wachs des Besit­zes und es ist nur fair, die Bau­her­ren an der Her­stel­lung von Bus­hal­te­stel­len, Geh­we­gen, Fahr­rad­stell­plät­zen oder e‑Ladesäulen zu beteiligen.
  • Die Bau­kos­ten­zu­schüsse für sozia­len Woh­nungs­bau der Genos­sen­schaf­ten sollen erhöht werden.
  • Die Wei­ter­ent­wick­lung des Genos­sen­schafts­prin­zips, um mehr Men­schen lang­fris­tige und sichere Wohn­ver­hält­nisse bieten zu können.
  • Mehr Eigen­tums­woh­nun­gen für Fami­lien und die Erpro­bung alter­na­ti­ver Finan­zie­rungs­mo­delle die eine mode­rate Anzah­lung mit einem Bezugs­recht koppeln.
  • Die inten­sive För­de­rung von Bau­ge­mein­schaf­ten, in welchen Eigennutzer*innen sich  zusam­men­schlie­ßen können, um gemein­sam zu bauen (Mehr­ge­nera­tio­nen­häu­ser sollen  dabei beson­dere Berück­sich­ti­gung  finden).
  • Ent­las­tun­gen für Eigennutzer*innen beim Immo­bi­li­en­kauf, etwa durch eine nied­ri­gere Grund­er­werb­steuer für die erste eigen­ge­nutzte Immobilie.

 

Stadtentwicklung in Hamburg aktiv, kreativ und nachhaltig gestalten, 

Menschen einbeziehen, 

öffentlichen Raum erlebbar machen und die Aufenthaltsqualität in unserer Stadt erhöhen 

 

Nicht erst seit Elb­phil­har­mo­nie und Europa-Passage wird Archi­tek­tur in Hamburg öffent­lich dis­ku­tiert. Die Umnut­zung his­to­ri­scher Kai­spei­cher, die Sanie­rung von Alt­bau­las­ten oder neue Groß­pro­jekte südlich der Elbe: Inzwi­schen beschäf­ti­gen sich immer größere Kreise mit der Frage, wie die Stadt in Zukunft aus­se­hen soll und wie nicht. Dabei geht es nicht nur um Groß­pro­jekte wie aktuell die Hafen­City, sondern auch um viele klei­nere Vor­ha­ben, die letzt­lich in der Summe maß­geb­lich das Bild einer Stadt prägen.

Gleich­wohl ist die Hafen­City das mit Abstand bedeu­tendste Bau­pro­jekt der Gegen­wart in Hamburg. Bereits seit dem Jahr 2000 erleben die Ham­bur­ger einen neuen Stadt­teil im Werden. Die Hafen­City als eine neue City hat den Anspruch mari­ti­mes Flair, Arbei­ten und Wohnen, Kultur und Frei­zeit, Tou­ris­mus und Ein­zel­han­del mit­ein­an­der zu ver­bin­den. Ein Groß­teil der Hafen­City ist heute bereits fertig gestellt oder kurz vor der Fertigstellung.

Gerade die Archi­tek­tur und städ­te­bau­li­che Struk­tur der bisher fertig gestell­ten Abschnitte der Hafen­City hat viel­fäl­tige Kritik aus der Fach­welt, der Politik und vor allem aus der Bevöl­ke­rung erfah­ren. Der soli­tär­ar­tige Cha­rak­ter und die man­gelnde Klein­tei­lig­keit der weit über­wie­gen­den Mehr­zahl der bislang rea­li­sier­ten Gebäude steht in direk­tem Kon­trast sowohl zur angren­zen­den Spei­cher­stadt, als auch zum Groß­teil der Innen­stadt, deren Bebau­ung jeweils von urba­ne­ren Block­rand­struk­tu­ren bestimmt wird.

Darüber hinaus wird die Archi­tek­tur von vielen Men­schen – gerade für ein neues zen­tra­les Viertel der Stadt – als eher unat­trak­tiv wahr­ge­nom­men. Die Archi­tek­tur der Hafen­City-Bauten wird oft als banal, steril, kalt, aus­tausch­bar, modisch statt zeitlos, fan­ta­sie­los, farblos und unin­spi­riert beschrieben.

Dort wo der neue Stadt­teil bereits fertig gestellt ist, muss die Kritik so ste­hen­blei­ben, gleich ob sie zu Recht oder Unrecht geäu­ßert wird. Anders sieht es bis dato noch im Osten der Hafen­City aus.

Denn in ihrem öst­li­chen Teil ist die Hafen­City noch immer Ent­wick­lungs­ge­biet. Der Mas­ter­plan aus dem Jahr 2000 ist 2010 für die öst­li­chen Quar­tiere zwar längst über­ar­bei­tet worden. Jedoch ist erst aus jüngs­ten Pres­se­be­rich­ten der breiten Öffent­lich­keit bekannt gewor­den, wie der Mas­ter­plan für die öst­li­che Hafen­city aus­sieht und vor allem auf welche Weise er schon bald sehr konkret Wirk­lich­keit werden soll.

Dabei stechen beson­ders die Pla­nun­gen für das Quar­tier Elb­brü­cken ganz im Osten der Hafen­city ins Auge. Denn mit dem Quar­tier Elb­brü­cken soll ein hoch ver­dich­te­ter Stadt­raum mit meh­re­ren großen Türmen ent­ste­hen. Den zen­tra­len öffent­li­chen Raum bildet der — namens­ge­mäß bereits viel­sa­gende — Chicago Square. Das Elb­brü­cken­quar­tier dient mehr­heit­lich für Unter­neh­men, Hotels, Ein­zel­han­del und Gas­tro­no­mie. In den lärm­ge­schütz­te­ren Lagen am Baa­ken­ha­fen, an der Elbe und am Chicago Square könnten nahezu 1000 Woh­nun­gen gebaut werden.

 

Auch für das noch nicht rea­li­sierte Quar­tier Baa­ken­ha­fen west­lich des künf­ti­gen Elb­brü­cken­quar­tiers sind durch­weg immer­hin fünf– bis sie­ben­ge­schos­sige Gebäude mit über­wie­gend halb­of­fe­nen Block­struk­tu­ren vor­ge­se­hen. Die Bebau­ung wird hier eben­falls ent­spre­chend dicht.

Ursprüng­lich war hier eine locke­rere und weniger ver­dich­tete Bebau­ung vor­ge­se­hen, wie der ursprüng­li­che Mas­ter­plan aus dem Jahre 2000 verrät. Die erheb­li­che Nach­frage nach Wohn­raum in Hamburg hat hier zu Plan­än­de­run­gen im Sinne von mehr Nach­ver­dich­tung und deut­lich mehr Wohn­ein­hei­ten geführt.

Wir Neue Libe­rale sehen auch und gerade im Wandel der ver­än­der­ten Bedarfs­la­gen und des Drucks auf dem Ham­bur­ger Woh­nungs­markt die Not­wen­dig­keit aktiv und nach­hal­tig zu gestal­ten. Ledig­lich kurz­fris­ti­gen Zwängen und Bedar­fen nach­zu­ge­hen würde einer moder­nen Stadt­ent­wick­lungs­po­li­tik widersprechen.

Hamburg hat von der unmit­tel­ba­ren Nach­kriegs­zeit bis in die jüngste Ver­gan­gen­heit Fra­ge­stel­lun­gen von aktiver Gestal­tung der Stadt, vor allem auch unter Ein­be­zie­hung der Bevöl­ke­rung, nicht wirk­lich auf­ge­grif­fen. Statt­des­sen hat die Politik eher kurz­fris­tige Not­wen­dig­kei­ten vor Augen, etwa schnell Wohn­raum zu bauen, oder das Angebot an vor­han­de­nen Büro­flä­chen zu erwei­tern. Die Auf­ga­ben, die sich die Stadt­ent­wick­lung selbst aufgab, waren ver­hält­nis­mä­ßig eng gewählt und führten am Ende zur Ent­ste­hung von Orten wie Steils­hoop oder City-Nord. In den Groß­wohn­sied­lun­gen, die in den Wohn­zo­nen der Ham­bur­ger Vororte ent­stan­den sind, will heute kaum jemand mehr wohnen. Stadt­vier­tel wie Kirch­dorf-Süd, Müm­mel­manns­berg oder Steils­hoop müssen mit gewal­ti­gem Aufwand saniert werden, damit sie für die Stadt über­haupt noch brauch­bar bleiben.

Beson­ders die Hafen­City hat die Frage auf­ge­wor­fen, wie urbane Stadt­struk­tu­ren über­haupt geschaf­fen werden.

Diesen Ansatz wollen wir kon­se­quent weiter ver­fol­gen. Dabei gilt es, neue und mutige Wege zu beschrei­ten und vor allem ver­stärkt, in deut­li­che­rem Umfang als bisher, eine breite Öffent­lich­keit in die Dis­kus­sion über moderne Stadt­ent­wick­lung und die Archi­tek­tur bei Neu­bau­ten in Hamburg einzubeziehen.

Wir Sozi­al­li­be­ra­len wollen: 

• Mehr Bür­ger­be­tei­li­gung bei grö­ße­ren Bau­vor­ha­ben mit stadt­bild­prä­gen­der Funk­tion wie u.a. der Hafen­city über die im Bau­ge­setz­buch vor­ge­se­hen Mög­lich­kei­ten hinaus. Die im Rahmen der Stadt­werk­statt Hamburg erfolg­ten Ansätze der Betei­li­gung und Infor­ma­tion wollen wir wei­ter­ent­wi­ckeln und ausbauen.

• Moderne, fach­lich erprobte Formen von Betei­li­gung bei Aus­lo­bungs­ver­fah­ren und archi­tek­to­ni­schen Wett­be­wer­ben, die den Inter­es­sen ver­schie­de­ner Betei­lig­ter entgegenkommen.

Für qua­li­ta­tiv bessere Bür­ger­be­tei­li­gung im Rahmen von Aus­lo­bungs­ver­fah­ren wollen wir für Pla­nungs­wett­be­werbe ein zwei­stu­fi­ges Wett­be­werbs­ver­fah­ren. In der ersten Stufe werden- gege­be­nen­falls im Rahmen eines sepa­ra­ten Ideen­wett­be­werbs –die grund­sätz­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen im Hin­blick auf Denk­mal­schutz, städ­te­bau­li­che Posi­tio­nie­rung, Kubatur, Baustil und Höhen­ent­wick­lung fest­ge­legt und anschlie­ßend zur Dis­kus­sion gestellt. Hier könnte etwa ein Mei­nungs­bild oder besser eine Abstim­mung durch­ge­führt werden. Das Ergeb­nis würde dann die Grund­lage für eine zweite Pla­nungs­stufe in Form eines Rea­li­sie­rungs­wett­be­werbs bilden. Auf diese Weise würde das berech­tigte Inter­esse der Öffent­lich­keit an städ­te­bau­li­chen Fragen ebenso sicher­ge­stellt wie die im Ver­ga­be­recht ver­an­kerte Anfor­de­rung, dass bei Aus­lo­bungs­ver­fah­ren in der über­wie­gen­den Anzahl Fach­leute über die Qua­li­tät der Wett­be­werbs­bei­träge ent­schei­den. Im Rahmen von Aus­lo­bungs­ver­fah­ren und archi­tek­to­ni­schen Wett­be­wer­ben sollten anders als bisher künftig regel­haft Bür­ger­ver­tre­ter in die ent­spre­chen­den nicht öffent­lich tagen­den Aus­wahl­gre­mien ent­sen­det werden.

• Eine ver­stärkte Ein­be­zie­hung der Öffent­lich­keit bei den bisher weit­ge­hend auf Fach­leute bezo­ge­nen bezirk­li­chen Woh­nungs­bau­kon­fe­ren­zen. Hierzu ist eine gezielte Öffent­lich­keits­ar­beit der mit der Durch­füh­rung der Kon­fe­ren­zen betrau­ten Ver­wal­tun­gen erforderlich.

• Die überaus domi­nante Stel­lung des Ham­bur­ger Ober­bau­di­rek­tors (OD) durch einen stär­ke­ren Ein­fluss der Ham­bur­ge­rin­nen und Ham­bur­ger sowie der Kom­mu­nal- bzw. Bezirks­po­li­tik bei der Umset­zung von Bau­vor­ha­ben ein­däm­men. Als lei­ten­der Fach­be­am­ter gehört der Ober­bau­di­rek­tor der Behör­den­lei­tung und wird an allen Ent­schei­dun­gen und bei allen Vor­ha­ben betei­ligt, die für das Stadt­bild und die Stadt­ge­stal­tung eine beson­dere Bedeu­tung haben. Bei städ­te­bau­li­chen Wett­be­wer­ben ist er als stimm­be­rech­tig­ter Fach­preis­rich­ter regel­haft Mit­glied der ent­spre­chen­den Jury. Bei beson­de­ren Groß­vor­ha­ben, wie derzeit zum Bei­spiel der Hafen­City oder zuvor der Mes­seer­wei­te­rung, sowie bei der Ent­wick­lung der Innen­stadt hat er über seine beson­dere Koor­di­nie­rungs­funk­tion sowohl recht­lich als auch fak­tisch einen unver­hält­nis­mä­ßig starken Ein­fluss auf Ham­burgs Bau­po­li­tik. Eine solche Ein­fluss­nahme des OD ist aus demo­kra­ti­schen Gründen fragwürdig.

• All­ge­mein die öffent­li­che Debatte in Hamburg über Fragen von Stadt­ent­wick­lung und Archi­tek­tur bei neuen grö­ße­ren Bau­vor­ha­ben fördern. Auf diese Weise könnte ver­mie­den werden, dass Mode­er­schei­nun­gen und Trends in der Archi­tek­tur die Stadt­ent­wick­lung zu ein­sei­tig prägen und Fragen wie Auf­ent­halts­qua­li­tät und Iden­ti­fi­zie­rung der Men­schen mit der Archi­tek­tur ihrer Stadt nicht oder zu wenig berück­sich­tigt werden.

 

Ham­burgs Hafen­City braucht mehr Fan­ta­sie, Farbe und Viel­falt, mehr Auf­ent­halts­qua­li­tät und keine neuen Höhen­re­korde beim Bauen: Wir wollen eine behut­same Ver­wirk­li­chung der bis­he­ri­gen Pla­nun­gen für die öst­li­chen Quar­tiere Elb­brü­cken und Baakenhafen.

Kürz­lich gab es den Auftakt für Ham­burgs neues Hoch­haus­vier­tel. Für den letzten und vom Bau­vo­lu­men her größten Abschnitt der Hafen­City, dem Elb­brü­cken­quar­tier, ist bereits das erste Grund­stück ver­ge­ben worden. Direkt vor den Elb­brü­cken soll Pres­se­infor­ma­tio­nen zufolge ein Prä­ven­ti­ons­zen­trum der beiden Berufs­ge­nos­sen­schaf­ten BGW und VBG ent­ste­hen samt Semi­nar­ho­tel mit 200 Betten. 28.000 Qua­drat­me­ter Fläche werde das Gebäude über­ir­disch umfas­sen und bis zu 15.Stockwerke hoch sein. So und ähnlich sind nach den bis­he­ri­gen Pla­nun­gen zahl­rei­che Hoch­häu­ser dort vor­ge­se­hen. Noch kann dem zumin­dest von Art und Umfang her Einhalt geboten werden.

Ein solches der Öffent­lich­keit kürz­lich prä­sen­tier­tes „Klein Man­hat­tan“ in Hamburg sehen wir Neue Libe­rale kri­tisch. Denn Ausmaß und Höhe der vor­ge­se­he­nen Bebau­ung spren­gen die bisher in Hamburg vor­han­de­nen bau­li­chen Dimen­sio­nen inner­halb kür­zes­ter Zeit. Tat­säch­lich hat es gerade mit Rück­sicht auf Ham­burgs his­to­ri­sche Sil­hou­ette in der Ver­gan­gen­heit stets nur Ein­zel­pro­jekte gegeben, die das Erschei­nungs­bild Ham­burgs bereits von weitem ein­schnei­dend ver­än­dert haben.

Daran wollen wir fest­hal­ten. Es spricht zwar aus unserer Sicht nichts dagegen an aus­ge­wähl­ter Stelle gezielt in die Höhe zu bauen und die Hafen­City nach Osten hin quasi auf­wach­sen zulas­sen. Dies muss jedoch mit Augen­maß und darf nicht mit der Brech­stange gesche­hen. Die bis­he­ri­gen Pla­nun­gen von meh­re­ren Hoch­häu­sern eng bei­ein­an­der und mit Höhen von bis zu 200 Metern sind aus stadt­pla­ne­ri­scher Sicht nicht ver­tret­bar. Auf­ent­halts­qua­li­tät und Klein­klima wäre in einer Hafen­stadt wie Hamburg mit häufig win­di­gem Wetter erheb­lich gefährdet.

Wol­ken­krat­zer haben andere Städte zur Genüge. Hamburg braucht keine massive Ansamm­lung von Gebäu­den, deren Höhen­spit­zen den 132 Meter hohen Michel oder das 108 Meter hohe Radison Blu Hotel am Dammtor um fast das Dop­pelte überragen.

Wir fordern für die Auf­ent­halts­qua­li­tät und das Erschei­nungs­bild der öst­li­chen Hafen­City auf Bau­hö­hen von über 150 Meter strikt zu ver­zich­ten. Gebäude von mehr als 10 Stock­wer­ken müssen die Aus­nahme bleiben. Anders als bisher vor­ge­se­hen sind auch im Elb­brü­cken­quar­tier Grün­flä­chen mit hoher Auf­ent­halts­qua­li­tät her­zu­stel­len. Die bis­he­rige Frei­flä­chen­pla­nung ist unzureichend.

Wir Neue Libe­rale wollen eine Archi­tek­tur, die im Hin­blick auf Farbe, Form und Vielfalt
neue Maß­stäbe setzt und sich von dem bis­he­ri­gen Erschei­nungs­bild der bereits vor­han­de­nen Quar­tierte der Hafen­City fan­ta­sie­voll, unver­wech­sel­bar und für Hamburg iden­ti­täts­stif­tend abhebt. Dazu bedarf es zahl­rei­cher archi­tek­to­ni­scher Wett­be­werbe, an der Ham­burgs Öffent­lich­keit in geeig­ne­ter Weise breit zu betei­li­gen ist. Nur so wird es gelin­gen, einen Stadt­teil zu gestal­ten, mit dem sich die Ham­bur­ge­rin­nen und Ham­bur­ger identifizieren.